Ab November bietet der Ambulante Kinderhospizdienst Amalie wieder neue Kindertrauergruppen an. Das Angebot „Ich schenk dir einen Sonnenstrahl“ richtet sich an Kinder, im Alter von sechs bis zwölf Jahren, die einen nahestehenden Menschen verloren haben, berichtet die Stiftung Liebenau in einem Schreiben.
Was brauchen Kinder, die mit dem Tod konfrontiert werden? Für Birgit Kuhfeld und Christiane Bosch-Schrapp ist die Antwort: Die Kinder brauchen einen geschützten Raum, in dem sie mit allem, was sie in der Trauer ausmacht, da sein können und gesehen werden. Und die Erfahrung, wie vielfältig und bunt Trauer ist und wie unterschiedlich sie gelebt werden darf. Die beiden ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Ambulanten Kinderhospizdienstes Amalie sind speziell für Trauerbegleitung bei Kindern geschult und Teil des Leiterteams der Kindertrauergruppen in Ravensburg, Friedrichshafen und Überlingen. Sie kennen Schicksalsschläge aus ihrem eigenen Leben. So ist es ihnen eine Herzensangelegenheit, denjenigen Kindern Mut zu machen und sinnstiftend da zu sein, die die Sonnenstrahlen gerade nicht spüren. „Jeder Tod eines geliebten Menschen ist gravierend und einschneidend; wirbelt das komplette Familiensystem und Umfeld durcheinander. Wir müssen erst begreifen lernen, was da passiert ist, um den großen Verlust und die damit verbundene Trauer als Teil unserer Lebensgeschichte zu akzeptieren“, erzählt Christiane Bosch-Schrapp. „Ich schenk dir einen Sonnenstrahl“ heißt die Kindertrauergruppe, die seit 2014 ein gemeinsames Projekt der Sonja Reischmann Stiftung und Amalie ist. Seit 2021 ist der Verein „Musik hilft Menschen der Region Bodensee-Oberschwaben“ dauerhafter Partner für den Bodenseekreis.
Einmal im Monat trifft sich die Kindertrauergruppe, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Die Begleiterinnen bieten verschiedene Methoden an, wie man mit der Trauer umgehen kann. Ein Ritual ist zum Beispiel der Gefühlsstein mit Befindlichkeitssymbolen, wie Sonne, Regenbogen oder Tränen. Der Stein hilft den Kindern, ihre Gefühle bewusst wahrzunehmen und zu benennen, wie es ihnen geht. „Und wenn ein Kind mal nicht reden will, dann ist das auch in Ordnung. Jeder trauert anders, mal wütend, mal lachend, mal weinend“, betont Birgit Kuhfeld. Wichtig ist den beiden, dass es keine Regeln, allerdings aber Rechte für die Trauer gibt.
Mit kreativen Arbeiten bekommen die Kinder die Möglichkeit, ihre Erinnerungen lebendig zu halten und finden Wege, ihrer Trauer Ausdruck zu geben. So gestalten sie beispielsweise Erinnerungskerzen, Puzzles oder Collagen und machen sich Gedanken darüber, wo der verstorbene Mensch einen neuen Platz in ihrem Leben und im Alltag der Familie bekommen kann. Oder sie schreiben einen Brief an den verstorbenen Menschen, der dann zum Beispiel in einer Flaschenpost fest versiegelt wird und einen besonderen Platz bekommt. „Das ist sichtbare Verbindungspost und gleichzeitig das ganz eigene Geheimnis des Kindes, weil es niemand anderes lesen kann“, erzählt Christiane Bosch-Schrapp, die auch immer wieder auch Rituale, Mutmach-Geschichten oder Musik aus ihrem Koffer zaubert. So ist das Anzünden einer Kerze zu Beginn fester Bestandteil der Gruppe.
Während der Gruppentreffen gibt es für die Eltern die Möglichkeit, sich beim Café-Gespräch auszutauschen. Begleitet werden diese Gespräche von ehrenamtlichen Hospizpaten. In Überlingen bietet die Psychologische Beratungsstelle der Caritas parallel eine zusätzliche Gruppe für Eltern, die ein Kind oder einen Partner verloren haben, an.