Der ambulante Kinderhospizdienst AMALIE lud 28 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 7 und 14 Jahre, in deren Familie ein Elternteil oder ein Geschwisterkind verstorben ist, zu einem gemeinsamen Hüttenwochenende nach Karsee ein.
Große Jubelschreie und Kinderlachen tönt weit über die große Wiese. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel und so darf eine Wasserschlacht an diesem Mittag auf keinen Fall fehlen. Beim anschließenden Badelatschenweitkicken wird es beinahe dramatisch, als ein Schuh auf dem Dach der Hütte landet und nur mit viel Mühe und unter Zuhilfenahme eines Balles wieder herunterrollt. Es sind unbeschwerte Stunden für Kinder und Jugendliche, die eine schwere Zeit hinter sich haben, denn sie haben eines gemeinsam: alle haben einen nahen Angehörigen verloren. Jeder weiß, dass sie das gleiche Schicksal teilen. So wie die 14-jährige Sarah: „Die Kinder hier in der Gruppe sind anders als andere Kinder, die haben schon viel krassere Dinge erlebt als andere. Aber doch verhalten sich alle hier wie ganz normale Kinder.“ Sie lacht und dann schmeißt sie eine weitere Ladung Wasser in die Runde. Vielleicht macht eben genau das ein solches Angebot aus: alle wissen, dass sie Ähnliches erlebt haben, sie verstehen sich gegenseitig und meist braucht es dazu nicht einmal Worte.
Speziell geschulte Trauerbegleiterinnen boten den Kindern an diesem Wochenende viel Raum für Aktionen und die Möglichkeit, sich bei Bedarf auszutauschen. Da wurde aus Schwemmholz kreativ gebastelt, gedichtet und bei einer Olympiade geschwitzt. In Briefen hatten die Kinder die Gelegenheit, noch einmal das Wort an den verstorbenen Angehörigen zu richten. "Manchmal ist es gut, Wünsche, Gedanken, Ängste und auch Ärger noch einmal zum Ausdruck zu bringen." erklärt Sybille Wölfle, die als Koordinatorin für AMALIE arbeitet. "Im Anschluss daran haben wir die Briefe gemeinschaftlich verbrannt und mit unseren Gedanken in den Himmel aufsteigen lassen." Für einige der Kinder war das Loslassen sichtlich schwer. Das abendliche Grillen gehörte ebenfalls zum Programm und ganz besonders wird vielen der Kinder und Jugendlichen die Nachtwanderung in Erinnerung bleiben. „Die Nachtwanderung hat mir ganz besonders gefallen. Ich habe zum ersten Mal im Leben Glühwürmchen gesehen, denn der ganze Wald war voll davon,“ erzählt Selina. Noch immer steht ihr das Staunen über dieses Erlebnis leuchtend in den Augen und sie kann es mit ihren neu gewonnenen Freunden teilen.
Eingeladen zu diesem besonderen Hüttenwochenende hatte der ambulante Kinderhospizdienst AMALIE, der unter der Trägerschaft der Stiftung Liebenau und des Malteser Hilfsdienst steht. Kinder aus den Trauergruppen des Landkreises Ravensburg und des Bodenseekreises, die von der Sonja-Reischmann-Stiftung finanziert werden, trafen sich. „Hinzu kamen Jugendliche (Ü14), für die es sonst keinen Raum gibt, um mit der Trauer umzugehen, und deren Teilnahme durch Spendengelder möglich wurde“, erzählt Sybille Wölfle. Sie hofft, dass durch die neu geschlossenen Freundschaften die Kontakte unter den Kindern und Jugendlichen erhalten bleiben.
Text: Pressestelle Stiftung Liebenau